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November-Buchtipps


von Christina Kaiser und Pamela Rußmann

Buch Covers myGiulia Buchtipps

„Konsequenzen” war unser Leitthema im November und so haben wir auch unsere November-Buchtipps danach ausgesucht. Die vier Autorinnen Deborah Feldman, Melina Borčak, Tatjana Kiel und Christine Schmid möchten Denkmuster durchbrechen und machen mit ihren jeweiligen Büchern für uns sichtbar, was es bedeutet, als Jüdin geboren zu sein, wie es sich anfühlt, anti-islamischen Rassismus ausgesetzt zu sein, welche Auswirkungen der Ukraine-Krieg für tausende Kinder hat und was passiert, wenn man einfach durch richtiges Atmen Rastlosigkeit mit Ruhe tauscht.



„Du bist Jüdin!”


Deborah Feldmann
Foto: Alexa Vachon

„Judenfetisch” - zugegeben, man zuckt ein wenig zurück bei diesem Buchtitel und fragt sich erschrocken, was das sein soll, noch dazu, wenn der Begriff von einer Jüdin ins Treffen geführt wird?! Deborah Feldman, der 2012 mit „Unorthodox”, der Aufarbeitung ihres Aufwachsens in einer ultraorthodoxen jüdischen Gemeinde in Williamsburg, ein Weltbestseller gelungen ist, analysiert in ihrem aktuellen Buch das Gefühl des Gefangenseins in der Kategorie „Jüdin in Deutschland”. Die Autorin, deren Muttersprache Jiddisch ist und von Holocaust-Überlebenden erzogen wurde, floh mit ihrem Sohn aus der Enge der Satmarer-Community in New York nach Berlin, da aufgrund der Möglichkeit, einen deutschen Pass zu bekommen, diese Stadt für sie naheliegend war. In Deutschland, wo sie einfach „ein Mensch unter Menschen” sein wollte, wie sie schreibt, wo sie sich von Identitätskategorien befreien wollte, ausgerechnet im toleranten, rebellischen, kosmopolitischen Melting Pot Berlin wurde sie mit einer für sie überraschenden Erwartungshaltung konfrontiert: „Ich habe erst in Deutschland gelernt, dass Jüdischsein hier etwas ganz Wichtiges ist – es ist etwas, was eine fast übermächtige Rolle in der Gesellschaft spielt.“ Feldman, deren Eloquenz und Perspektive in vielen (TV-)Debatten gefragt ist, beschreibt in „Judenfetisch”, wie es sich anfühlt, als Individuum vornehmlich in einem größeren politischen und historischen Zusammenhang gesehen zu werden. Das Buch, das vor dem terroristischen Überfall von Hamas auf israelische Zivilist*innen erschienen ist, ist ein Plädoyer für mehr Gemeinsamkeit über Grenzen hinweg und eine Ermutigung für all jene, die sich aus Gruppenzwängen befreien wollen, um ihre Identität frei und selbstbestimmt zu definieren.



„Rassismus ist kein Bauchgefühl“


Melina Borčak

Melina Borčak wurde 1990 in Bosnien geboren, kam als Zweijährige mit ihrer Familie während des Genozids gegen Bosniak*innen nach Deutschland, bis sie zurück musste „in ein Land, das ich gar nicht kannte“. Nach fast 20 Jahren in Bosnien entschied sie 2015, nach Deutschland zu ziehen. Mittlerweile ist die junge Frau als Filmemacherin und Medienkritikerin tätig und hat das Kollektiv „Perspective Collective“ für Journalistinnen mit Flucht- und Migrationshintergrund gegründet. In ihrem Buch „Mekka hier, Mekka da“ nimmt sie sich ein Thema vor, von dem sie nicht nur persönlich betroffen ist, sondern das unsere ganze Gesellschaft emotionalisiert und beschäftigt: antimuslimischer Rassismus. Borčak schlüsselt auf, welche rassistischen Denkmuster sich in unseren Köpfen und unserer Gesellschaft verfestigt haben und welche Folgen sie für Muslim*innen und unser soziales Miteinander haben. Sie spart auch nicht mit Kritik an denen, die vermeintlich auf der moralisch richtigen Seite stehen. „Eine gutherzige Oma, die mich ‚Mohammedanerin‘ nennt, ist mir hundertmal lieber als pseudoreflektierte junge Leute mit Apotheken-Umschau-Grinsen, die sich fühlen als wären sie Mandela sein Vater, weil sie ‚korrekt‘ reden, sich aber rassistisch verhalten, es nie hinterfragen und defensiv bis aggro werden, sobald man sie darauf hinweist“, schreibt sie. „’Die muslimische Welt’ ist kein Einheitsbrei. ‚Der Islam‘ wird überall anders gelebt“, betont sie. „‚Distanzierst du dich von ...?‘ ist purer Rassismus. Muslim*innen können komplett unabhängig von ihrem Glauben schlechte oder gute Menschen sein. Verbindungen zwischen random Muslim*innen und Taten anderer sollten nicht gezogen oder suggeriert werden. Sowas entlarvt nicht die vermeintliche Rückständigkeit der Beschriebenen, sondern den Rassismus der Beschreibenden.“



„Wir sind laut für die Kinder!”


Tatjana Kiel
Foto: Christian Schlüter

Tatjana Kiel ist CEO von Klitschko Ventures und Geschäftspartnerin des gebürtigen Ukrainers Wladimir Klitschko. Als der Krieg in der Ukraine ausbrach und Vladimir seinen Bruder Vitali (Bürgermeister von Kiew) vor Ort unterstützte, zögerte die Berlinerin keine Sekunde, ihren Businesspartner von Deutschland aus zu unterstützen.

Tatjana ist eine Frau, die anpackt, dabei immer sehr reflektiert agiert und keine leeren Reden schwingt. Man spürt sofort, es geht ihr um die Sache. Nun schrieb sie gemeinsam mit Wladimir Klitschko das Buch „Gestohlene Leben: Die verschleppten Kinder der Ukraine”, das den ukrainischen Kindern eine Stimme geben soll. „Wie schlimm ist die Vorstellung, dass ein Kind der Familie entrissen und in ein Camp gesteckt wird, wo man ihm eintrichtert, dass die eigene Familie es nicht mehr haben wollte. Genau das passiert! Kinder berichten von dem, was ihnen widerfahren ist, nachdem sie auf russisches Gebiet verschleppt wurden, Angehörige und Helfer erzählen von der mühsamen, riskanten Rückholung der Kinder.“

Tatjana möchte durch das Buch alle Kräfte mobilisieren, damit diese Kinder eine Chance haben, nach Hause zurückzukehren. Die Kinder, die im Buch zu Wort kommen, wurden mit der ukrainischen Partner-Organisation „Save Ukraine“ und Unterstützer*innen bereits zurückgeholt. Insgesamt 211. Sie sprechen für jene 20.000 Kinder, die von ihren Angehörigen als vermisst gemeldet wurden und immer noch auf Hilfe warten. Tatjana erzählt uns: „Es so wichtig, ihre Geschichten zu lesen, um zu verstehen, was vor unseren Augen, im 21. Jahrhundert, mitten in Europa, passiert. Jede und jeder von uns kann etwas tun, indem wir darüber sprechen und laut sind für die Kinder.”



„Atmen - klingt so einfach!”


Christine Schmid
Foto: Conni Biesalski

Es trudeln regelmäßig bei uns in der Redaktion neue Buchveröffentlichungen ein. Anfang November kam ein Paket mit einer liebenswerten handgeschriebenen Nachricht, Lavendelduft verbreitete sich, darin das Buch „Atme. Jetzt.”, liebevoll eingepackt. Christine Schmid führt seit 10 Jahren eine Atempraxis und hilft Menschen dabei, Rastlosigkeit in Ruhe zu verwandeln und ​​aus Stress Entspannung zu machen. Sie fasst in ihrem Buch ihr Wissen und ihre Erfahrungen zusammen und wünscht sich für ihre Leser*innen: „Ein besseres Gefühl und Bewusstsein zu seinem Atem, ein bewusstes Gefühl und Verbindung zu seinem Körper, Entspannung, Freude.” „Atmen - klingt so einfach. Was soll mir das schon bringen?!“, denken sich jetzt sicher einige. Am besten das Buch lesen, ausprobieren und sich dann eine Meinung dazu machen.



Wir sind immer gespannt welche Geschichten dich faszinieren: Schreib uns doch gerne an hallo@mygiulia.de, was du gerade so liest!



 

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