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Wann und Wie wir unseren Kindern Rassismus erklären

Traurig aber wahr, immer noch begegnen Kinder in Europa beim Spielen nur einer Ethnie: die meisten Kinderbuchverlage bilden Kinder weiß ab und bei Buntstiften gilt ein blasses Rosa als Hautfarbe. Doch Hautfarbe kann doch alles Mögliche sein Beige, Schokolade, Kakao, Karamel.

Wir haben uns gefragt, ab wann man mit Kindern eigentlich über Rassismus sprechen soll und welche Bücher dich dabei unterstützen mehr Vielfalt ins Kinderzimmer zu bekommen.

zwei Maedchen | myGiulia


Viele Eltern sind überfordert, mit Kindern über Rassismus zu sprechen.

Eltern, egal welcher Hautfarbe oder welcher Herkunft wollen ihre Kinder vor Schaden und vor dem Bösen in der Welt schützen. Daher glauben die meisten, dass sie die Unschuld ihrer Kinder bewahren, indem sie die Diskussion darüber, warum diese Muster in der Gesellschaft existieren, möglichst lange verzögern. Sie tun es aus den richtigen Gründen, aber die Forschung zeigt uns, dass das Schweigen Kinder nicht schützt. Ganz im Gegenteil, es erhöht die Voreingenommenheit, weil Kinder schon sehr früh beginnen Muster zu erkennen.


Studien aus den 90er und frühen 2000er Jahren belegen, dass Säuglinge im Alter von drei bis sechs Monaten Hautfarbe bereits unterscheiden können. Diese Studien ergaben, dass Säuglinge länger auf neue Gesichter von Menschen blickten, die dieselbe Hautfarbe wie ihre primäre Bezugsperson hatten, als auf diejenigen einer anderen Hautfarbe. Daher wissen wir, dass sie bereits non verbal schon sehr früh eine andere Hautfarbe erkennen. Bereits im Alter von ungefähr 3 Jahren beginnen Kinder Aussehen bereits zu kategorisieren. Sie werden zum Beispiel bemerken, dass vielleicht die meisten Leute in ihrer Nachbarschaft oder die Leute, die sie zu Hause besuchen die gleiche oder eine ähnliche Hautfarbe haben, oder die Märchenprinzessinnen in ihren Büchern alle blond sind.


Die amerikanische Forscherin Dr. Erin Winkler hat ein Buch geschrieben Learning Race, Learning Place. Sie erforscht darin warum und in welchem Alter sich bei Kindern Ideen rund um Rassismus entwickeln. Ihre Empfehlung lautet: “Eltern sollten nicht darauf warten, bis die Kinder die Fragen stellen. Eltern sollten diese Themen pro-aktiv bereits früh ansprechen und daran arbeiten, die Diskussionen über Rassismus zu normalisieren. Untersuchungen haben gezeigt, dass Eltern bereits bei sehr kleinen Kindern Geschlechterfairness thematisieren, aber sie fühlen sich nicht wohl, früh über Rassismus zu sprechen, obwohl Kinder diesen unterbewusst bereits sehen.”

Aber wie geht man mit dem Thema vor allem mit kleinen Kindern richtig um?

"Die Eltern müssen die Initiative ergreifen und sich weiterbilden um sich wohl zu fühlen, wenn sie über Rassismus und ethnische Unterschiede sprechen. Das heißt, sie müssen dies mit Erwachsenen tun können. Es wird äußerst schwierig sein, mit einem Zwei- oder Fünfjährigen oder einem Achtjährigen altersgerecht darüber zu sprechen, wenn Sie nicht gerne mit Gleichaltrigen über diese Dinge sprechen." sagt Dr. Winkler. Die Erwachsenen von heute haben über unser Bildungssystem nicht unbedingt das vollständige Wissen darüber, wie rassistische Ungleichheit in unserer Gesellschaft entstand. Es ist leider auch immer noch kein zentraler Bestandteil des Lehrplans für Kindergärten bis zum Schulabschluss. Wenn unsere Generation die Arbeit machen will, antirassistische Kinder großzuziehen, müssen sie sich also zuerst selbst erziehen!


Manchmal ist es unbeabsichtigt, aber Eltern neigen dazu, farbenblinde Sprache zu verwenden. Wenn also Ungerechtigkeit vor sich geht - wenn ein Freund ausgeschlossen wird oder wenn ein Kind etwas sagt, das ein Elternteil als voreingenommen empfindet -, wenden sich Eltern häufig einer Sprache wie „Das ist nicht schön“ oder „Wir wollen ihre Gefühle nicht verletzen“ oder "Sie könnte traurig sein, wenn du das sagst", ohne auf die rassistische Frage, die geschichtlichen Hintergründe oder Ungerechtigkeit hinter dem Thema einzugehen. "Eltern verwenden oft farbenblinde Sprache, weil sie ihren Kindern beibringen möchten, dass Rasse keine Rolle spielt. Dies hilft Kindern nicht, weniger rassistisch voreingenommen zu sein, es lehrt sie, dass es ihren Eltern unangenehm ist, darüber zu sprechen.” sagt Dr. Winkler.


Die beste Unterstützung holt man sich über, das was Kinder täglich umgibt und das möglichst im Kleinkind Alter. Ganz ehrlich: Wer hat sich schon mal die Mühe gemacht alle Kinderbücher zu Hause nebeneinander aufzulegen und abzuzählen wie viele davon weiße Kinder abbilden? Bücher sind das erste Medium, das die kleinen Köpfe prägt. Sie können spielerisch helfen wie wir ihnen unsere Welt erklären, damit ihre Welt eine andere, bessere werden kann. Denn Rassismus ist ein System der Unterdrückung, das Menschen anderer Hautfarbe den Zugang zu fairer Beschäftigung, Bildung, Behausung, medizinischer Versorgung, Sicherheit, Fairness bei der Verurteilung, Medienpräsenz und vieles mehr verweigert.

Das findet jedes Kinder unfair und wir auch!


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