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Eine Frage des Stils: Margit Kratky

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TEXT & INTERVIEW: CHRISTINE KLIMASCHKA



Margit Kratky | Foto: Patricia Weisskirchner
Margit Kratky | Foto: Patricia Weisskirchner

„Man kann nicht nicht kommunizieren.“ Dieser Satz des Kommunikationstheoretikers Paul Watzlawick hat mich seit vielen Jahren begleitet. Und noch nie haben Menschen mehr kommuniziert als heute, denn mit allem, was wir tun, ob analog oder aber vor allem auch digital über soziale Medien, senden wir eine Botschaft aus, bewusst oder unbewusst. Die Frage, wie wir uns kleiden und wie wir dadurch wahrgenommen werden, ist dadurch aktueller denn je. 


Nach der Zeit der Corona Pandemie mit Home Office und Jogginghosen-Chic sind wir wieder zurück in den Offices, den Betrieben, den Universitäten und es zeigt sich, dass die Frage, ob „Dress for Success“ heute noch relevant ist, definitiv mit Ja zu beantworten ist. 

Eine Studie aus dem Jahr 2017 zeigt, dass wir unser Gegenüber in einem ersten Eindruck in einer Zeitspanne von 33 bis 100 Millisekunden beurteilen.

You never get a second chance for a first impression” ist also durchaus wissenschaftlich belegt. 

Wie möchten wir uns also präsentieren, um im beruflichen Umfeld als kompetent und erfolgreich wahrgenommen zu werden? Keine ganz einfach zu beantwortende Frage im Jahr 2025, in dem sich Dresscodes auch in der Berufswelt Richtung smart casual verschoben haben und der Bleistiftrock oder der Anzug nicht mehr unbedingt der Weisheit letzter modischer Schluss sind.


Der amerikanische Motivationstrainer Zig Ziglar hat es wie folgt auf den Punkt gebracht:“You cannot climb the ladder of success dressed in the costume of failure.“ Zu diesem Thema haben wir mit einer Expertin gesprochen, die sich in Sachen Stil und Fashion bestens auskennt.

Margit Kratky hat als Modechefin bei den Magazinen Woman, Wienerin und DIVA über viele Jahre den Wechsel der Saisonen und Trends begleitet und kommentiert. Als selbstständige Stil Beraterin entwickelt sie heute gemeinsam mit ihren Kund*innen modische Stil-Konzepte, die diese dabei unterstützen sollen, in ihrem beruflichen Umfeld kompetent und erfolgreich wahrgenommen zu werden.



Margit Kratky mit Kate Moss und Domenico Dolce



Was ist eine Frau mit Stil für dich?


Mich begeistern Frauen, die die Kunst der mühelosen Eleganz beherrschen – ein Styling, das sehr selbstverständlich wirkt, von Kopf bis Fuß stimmig ist und der jeweiligen Situation angemessen bleibt. Auch wenn es klischeehaft klingt: In Paris sieht man das tatsächlich besonders oft. Französinnen beherrschen diese Nonchalance perfekt.


Vivienne Westwood sagte einmal: „If in doubt, overdress.“ Gilt das auch im Business-Kontext – oder eher nicht?


Im Business hat Styling vor allem mit Respekt und Status zu tun. Diese Informationen sollten wir unserem Gegenüber bewusst signalisieren. Ich gehe ja auch nicht in Jeans und T-Shirt ins Theater – für mich hat das mit Wertschätzung zu tun. Ein überladenes oder zu bemühtes Outfit ist natürlich auch nicht ideal, aber im Zweifelsfall halte ich es mit Vivienne Westwood.


Frauen stehen oft unter besonderer Beobachtung – und können es scheinbar niemandem recht machen, im schlimmsten Fall nicht einmal sich selbst. Wie möchtest du mit deiner Stilberatung Frauen im Arbeitsleben unterstützen?


Diese Verunsicherung spielt natürlich eine Rolle. Die riesige Auswahl an Mode und Accessoires macht es Frauen nicht unbedingt leichter. Während Männer im Zweifelsfall einfach in einen Anzug schlüpfen, stehen Frauen vor einer wesentlich breiteren Palette an Möglichkeiten. Gleichzeitig gibt es heute kaum noch offiziell kommunizierte Dresscodes – sie existieren aber dennoch. Jedes Unternehmen hat seine eigenen ungeschriebenen Regeln, die man oft erst entschlüsseln muss.

Mein Ziel ist, dass Frauen als Person und in ihrer beruflichen Position wahrgenommen werden – ihre Kleidung soll sie dabei unterstützen, aber nicht zum Thema werden. In meinen Beratungen analysiere ich die jeweilige Branche und ihre Codes genau. Mit diesem Wissen und meiner Erfahrung als Moderedakteurin und Designerin erstelle ich individuelle Business-Stil-Konzepte und gebe auf Wunsch auch gezielte Einkaufsempfehlungen.


Wann ist man in deinen Augen erfolgreich – und wer beurteilt das?


Im Job bin ich dann erfolgreich, wenn ich meine selbst gesteckten Ziele mit den Anforderungen des Unternehmens in Einklang bringen kann. Es geht darum, mit Kompetenz, Durchsetzungsvermögen und dem richtigen Auftreten zu überzeugen.

Styling spielt dabei eine wesentliche Rolle, weil vieles unbewusst wahrgenommen wird – und deshalb unmittelbar wirkt. Erfolg wird oft an Position und Gehalt gemessen, aber genauso wichtig ist das eigene Gefühl: Fühlt man sich wohl in dem, was man tut?


Alle reden von Authentizität. Ist „Dress for Success“ nicht ein Widerspruch dazu? Oder wie kann das zusammenpassen?


Im Business steht nicht die Privatperson im Vordergrund – das ist eher auf einer Party der Fall. Im Job muss ich meine Inhalte so präsentieren, dass sie unmittelbar wahrgenommen werden. Zu viele persönliche Gedanken oder Emotionen können dabei sogar ablenken.

Das bedeutet aber nicht, dass man sich verstellt. Mit den richtigen Codes unterstreicht man seine Kompetenz und seine Position. Authentizität wird oft mit Ehrlichkeit verwechselt. In Wahrheit gehört die passende Inszenierung einfach zur Professionalität – und sie wird auch erwartet.


Gibt es einen Unterschied zwischen „Dress for a male or a female audience“?


Das Ziel sollte immer sein, als kompetente, glaubwürdige Person wahrgenommen zu werden – unabhängig vom Geschlecht des Publikums. Aber in der Kommunikation spielt es durchaus eine Rolle, wie man sich auf sein Gegenüber einstellt.

Spricht eine Frau vor einem überwiegend männlichen Publikum, sollte sie sich bewusst sein, dass erotische Signale – etwa ein tiefes Dekolleté – ablenken könnten. Bei weiblichem Publikum hängt die Kleiderwahl stark von der Branche ab: Ist sie eher sportlich, modisch oder konservativ?

Es geht aber nicht nur um „male or female“. Die Autorin Christine Bauer-Jelinek spricht von „Beziehungs- und Ergebnissprache“, die unabhängig vom Geschlecht eingesetzt wird. Dieses Wissen hat mir persönlich sehr geholfen – es ist erlernbar und sofort anwendbar.


Erlebst du, dass Frauen Freude an der Inszenierung haben – persönlich und in deiner Beratung?


Absolut! Inszenierung macht Spaß und kann sehr bestärkend sein. Es gibt Sicherheit und Selbstbewusstsein, in jeder Situation passend gekleidet zu sein und einen wirkungsvollen Auftritt hinzulegen.





Was sind die aktuellen Trends 2025 im Female Business Chic? Wo holst du dir Inspiration?


Durch das vermehrte Arbeiten im Homeoffice haben viele den Komfort schätzen gelernt. Die Mode hat darauf reagiert – eine Zeit lang wurde es am Arbeitsplatz sehr leger. Doch aktuell beobachte ich einen klaren Trend zurück zur „Form“.

Was mit den vielen Varianten des Blazers begann, geht mittlerweile bis zum dreiteiligen Maßanzug. Zeitloser Luxus ist angesagt, und auch bei Accessoires setzt man auf noble Zurückhaltung. Unabhängig von Trends bleibt das Prinzip der „Zweilagigkeit“ entscheidend: Eine Jacke, ein Blazer oder eine Weste über Bluse oder T-Shirt gehört einfach dazu. Jede Frau sollte im Büro zumindest ein formelles Kleidungsstück griffbereit haben, um für unerwartete Herausforderungen „gerüstet“ zu sein.


Fast Fashion, Überproduktion, Wegwerfkonsum – wie viele Outfits braucht es wirklich, um perfekt angezogen zu sein? Und wie kann man diese Spirale durchbrechen?


Als Modechefin bei Magazinen wie Woman, Wienerin oder DIVA habe ich über Jahre die sich ständig wiederholenden Saisonen und Trends begleitet und kommentiert. Ich habe dabei gelernt: Zeitloses Design und Qualität bleiben – alles andere vergeht.

Heute überlege ich mir sehr genau, ob ich ein neues Kleidungsstück wirklich brauche oder ob es in meinem Schrank bereits eine Alternative gibt. Ich bin ein großer Fan von Secondhand-Mode geworden.

Für den Job reichen drei bis fünf zeitlose Basis-Outfits, die vielleicht sogar maßgefertigt sind. Diese lassen sich mit modischen Elementen kombinieren – und so wird man langfristig stilvoll, nachhaltig und verantwortungsbewusst gekleidet sein. 



Infos zu Margit findest du auf www.business-stil.coach und @stil.coach


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