
TEXT & INTERVIEW: CHRISTINE KLIMASCHKA

Als ich Alexandra Graski-Hoffmann das erste Mal begegnete, wurde die elegante Dame, die beim Abendessen bei Freunden neben mir saß, von der Gastgeberin mit folgenden Worten vorgestellt: „Sandy ist Expertin für die schönen Dinge im Leben. Sie weiß alles über Kunst und alles über Wein. Und sie hat eine sehr feine Nase für Trends.“ Kein Wunder, als Geschäftsführerin der M.A.C. Hoffmann veranstaltet sie die ART&ANTIQUE in der Wiener Hofburg und in der Salzburger Residenz, die Art Vienna in der Orangerie in Schönbrunn und die VieVinum in der Wiener Hofburg.
Die VieVinum ist als Branchentreff der einflussreichsten Weinakteur*innen Österreichs größte und bedeutendste Weinveranstaltung. Ausstellende sind sowohl Weingüter als auch Weinhandelshäuser mit nationalem und internationalem Sortiment. In den vergangenen Jahren ist die Nachfrage nach alkoholfreien bzw. alkoholarmen Weinen weltweit deutlich gestiegen. Die Entscheidung, auf Wein zu verzichten oder seinen Konsum zu reduzieren, ist für viele Menschen zunehmend eine Frage der Gesundheit und Lebensqualität. Studien zeigen, dass Konsument*innen weltweit mehr auf ihren Alkoholkonsum achten und oft nach Alternativen suchen.

Und der Trend der alkoholfreien Welle ist, wie mir Alexandra erklärt, auch im Weinland Österreich angekommen. Die erstmals veranstaltete VieVinum Future Academy, initiiert von Dr. Klaus Postmann, Weinakademiker, Trade-, Food- and Wine-Journalist, und Alexander Lupersböck, Weinakademiker und Redakteur bei wein.plus, widmet sich mit der Messe LOW&ZERO am 17. Februar 2025 diesem Thema.
Ich habe Alexandra zu einem Talk über den neuen Lifestyle des cool sober drinking getroffen und wollte wissen, ob dieser Trend gekommen ist, um zu bleiben.
„Es braucht Gespür für den Zeitgeist und die Fähigkeit, Trends zu erkennen und rasch auf sich verändernde Rahmenbedingungen einzugehen.”

Frei nach Shakespeare: Wein oder nicht Wein, liebe Alexandra?
Die klassische Weinbranche steht dem Thema LOW&ZERO nach wie vor skeptisch gegenüber, so recht daran glauben mag man das noch nicht – man hofft insgeheim auf eine Rückkehr der früheren „Weinseligkeit“.
Es gibt aber eine immer größer werdende Schar von Idealisten, die an das Thema glaubt und die Veränderungen am Markt wahrnimmt.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist der soziologische Aspekt der Selbstwirksamkeit und der aktiven Wahl. Es wird zunehmend nicht mehr als „Verzicht“ (z. B. auf Alkohol oder Fleisch) oder als „Bevormundung“ wahrgenommen, sondern als individuelle, aktive und positive „Entscheidung“. Dadurch durchdringen neue Ernährungstrends – wie pflanzliche Proteine, alkoholfreie Weine oder Fleischersatz – die Gesellschaft deutlich schneller und werden für breite Bevölkerungsgruppen zum neuen „Leitbild“.
All das wird zusätzlich durch die Werbekraft des Lebensmittelhandels verstärkt, der zunehmend auf diese gesundheitsbewusste Welle setzt. In diesem Umfeld wird auch NoLow weiter an Bedeutung gewinnen, da sind sich mittlerweile Trendforscher (z. B. Hanni Rützler oder Tristan Horx) einig. Umso wichtiger ist es für uns, diesen Trend nach Österreich zu holen. Wir haben hier ausgezeichnete Chancen, als innovatives Weinbauland eine Vorreiterrolle zu übernehmen und diesen Bereich mitzugestalten – immer in Ergänzung zur klassischen Weinbautradition, niemals in Konkurrenz.
Im Vorjahr hatte deine Firma 30-jähriges Jubiläum, du hast in deinem Portfolio die großen Kunst-, Antik- und Designmessen und seit 1998 veranstaltest du mit der VieVinum die größte Weinmesse des Landes. Was verbindet dich mit dem Thema Wein?
Ich hatte das Glück in einer Familie aufzuwachsen, wo Wein und Kulinarik immer schon einen hohen Stellenwert hatten. Mein Vater war mit vielen, in den 80er- und 90er-Jahren noch am Start stehenden österreichischen Winzern*innen befreundet, heute sind es bekannte Winzer*innenpersönlichkeiten und deren Familienmitglieder, die Außerordentliches in ihren Weingütern leisten und auch in den nächsten Generationen mit viel Gespür ihre Vision umsetzen. Zahlreiche Weinreisen durch Österreich und Europa haben mir die Weinkultur, die Winzer*innen und den Genuss von Wein näher gebracht. Ein gutes Glas Wein zur richtigen Zeit zu trinken, bedeutet für mich Entspannung und Freude. Ich verbinde zahlreiche unvergessliche Momente und neue Begegnungen mit dem Weinverkosten. Alle zwei Jahre die VieVinum, die zentrale Netzwerkplattform der österreichischen Weinwirtschaft, zu organisieren, bedeutet für mich und alle Beteiligten große Verantwortung zu übernehmen. Der Faktor Erfahrung und Leidenschaft für das Produkt spielen dabei eine besondere Rolle.

In 30 Jahren Berufserfahrung, was waren die schönsten, was waren die schwierigsten Momente? Was siehst du als Chancen für die Zukunft?
Es gab viele schöne Momente in meiner beruflichen Laufbahn. Kunstmessen in der Hofburg in Wien, der Residenz in Salzburg und in der Orangerie in Schönbrunn zu veranstalten, empfinde ich nach so vielen Jahren immer noch als schön und ästhetisch, weil sich Kunst in diesen eindrucksvollen traditionellen Räumlichkeiten sehr gut präsentieren lässt. Die Zeit der Messeverbote und Einschränkungen habe ich während der Coronajahre als extrem belastend empfunden. Das waren schwierige Jahre.Die Zukunft bringt auf alle Fälle Veränderungen. Es braucht Gespür für den Zeitgeist und die Fähigkeit, Trends zu erkennen und rasch auf sich verändernde Rahmenbedingungen einzugehen. Die Bereitschaft, sich an Bedürfnisse und Gegebenheiten anzupassen sowie generell die Freude daran, gute Arbeit zu leisten, begleitet mein Team und mich täglich.
Man erlebt dich auf deinen Messen auch immer als perfekte Gastgeberin. Wie wichtig ist in Zeiten zunehmender Digitalisierung die persönliche Begegnung?
Das Persönliche spielt eine große Rolle und es geht darum, Menschen, die eine Messe oder einen Event besuchen, bestmöglichen Service zu bieten und mit wohldurchdachten Konzepten zu berühren und zu begeistern.
Du hast in deinem Familienunternehmen 10 Jahre nach der Gründung die Geschäftsführung übernommen. Wie war das, als Tochter der Chef zu sein?
Generationswechsel in Betrieben sind ja durchaus komplexe Prozesse, sie sind wichtig und emotional aufregend. Einen Wechsel so gut wie möglich zu gestalten, bedarf im besten Fall Akzeptanz beider Seiten, was aber auch bedeutet, dass innerhalb der Familie ein neuer Stil und das Loslassen anerkannt werden. Meine Motivation war meine unternehmerische Denkweise, die es mir ermöglicht hat, Chancen zu erkennen und proaktiv Herausforderungen anzunehmen. Auch innerhalb der Familie konnte ich mit meinem Tun überzeugen.

Die VieVinum Future Academy LOW&ZERO findet am 17. Februar 2025 in der HOFBURG Vienna statt.
Die nächste VieVinum ist vom 16. bis 18. Mai 2026.
Wer: ca. 550 Ausstellende – Produzent*innen, Importeur*innen, Distributor*innen aus Österreich und der ganzen Welt
www.vievinum.com | Infos zum Austrian ZERO Award | M.A.C. Hoffmann & Co. GmbH
*Kooperation | Mitglied auf der Piazza