
Schon gehört von...?
Hier stellen wir euch Frauen vor, die etwas tun, von dem du gehört haben musst. Sie begeistern uns mit ihrer Leidenschaft für das, was sie tun und ihrer besonderen Expertise. Weitererzählen ist erlaubt!

MONIKA GRÖLLER
Was wohl ein Postillon im 14. Jahrhundert in seiner Mittagspause zur Stärkung von Leib und Seele in Traunkirchen zu sich genommen hat? Die Esskultur befand sich in jener Zeit in unseren Breitengraden in einer entscheidenden Entwicklung. Nahrungsangebot und Ernährungsgewohnheiten veränderten sich durch den Handel, Brot und Getreide gehörten in allen Gesellschaftsschichten auf den täglichen Teller - so wohl auch in jener ehemaligen Klostertaverne im malerischen Dorf Traunkirchen in Oberösterreich, die nun Monika Gröller als Gastgeberin in der dritten Generation bewirtschaftet. Gemeinsam mit ihrem Mann Wolfgang setzt sie mit mutigen Entscheidungen zukunftsweisende Konzepte in einem Haus mit 700 Jahren Tradition um. Im Sommer 2024 hat die Hausherrin im von Architekt Arkan Zeytinoglu neu gestalteten Hotel Post am See einen weiteren gastronomischen Coup gelandet. Dort, wo die Poststube aus dem Jahr 1327 die Gäste seit hunderten von Jahren empfängt, hat sie mit dem „Beletage“ ein Restaurant eröffnet, das man mit seiner Bar und dem Chef‘s Table eher in Städten wie Paris oder London vermuten würde. Das nennt man wohl Fernhandel im 21. Jahrhundert!
Das Restaurant „Bootshaus“ und das Hotel „Das Traunsee“ sind seit 13 Jahren klar positioniert, nun war es an der Zeit, die „Post“ neu aufzusetzen und schnell war für das Ehepaar klar: „Wir brauchen etwas ganz Neues.“
Mit Lukas Nagl hat Monika Gröller einen Vier Hauben-Koch (und Koch des Jahres 2023) engagiert, der zudem Lokalkolorit mitbringt: er ist am Attersee geboren. Das Salzkammergut ist für ihn offensichtlich nicht nur Heimat, sondern auch Inspiration. Regionalität ist sein Schwerpunkt. Nun gibt es hier in seinem dritten Lokal in Traunkirchen Foodsharing aus der Holzfeuerküche, einen Livingroom für Hotelgäste und eine wirklich coole Bar. „Wir haben sehr viele internationale Einflüsse auf das Angebot unserer Küche, aber wir arbeiten mit regionalen Produkten“, plaudert Monika Gröller aus dem Nähkästchen. „Wir haben nach wie vor keinen Meeresfisch, unser Gemüse kommt von Biobauern aus St. Florian, die Bäuerin ruft an und schickt eine Liste, was sie hat und das kommt dann auf den Tisch.“ Der Traunsee ist Teil der traditionsreichen österreichischen Sommerfrischedestination Salzkammergut, aber würde man hier in der Region leben, würde man sich definitiv auch nach dem Ende der Sommersaison an einem kalten, nebligen November Abend mit einer Freundin gerne hier treffen.
„Das Thema Sommerfrische hat hier natürlich Tradition“, weiß auch die Unternehmerin. „Es gab schon immer sehr viele Künstler in Traunkirchen, die hier zeitweilig gelebt haben, gemalt haben. Man ist dem Kaiser und seinem Hof in Bad Ischl nachgereist, und auch heute kannst du die Hotels im Salzkammergut im Sommer sehr gut verkaufen. Nur, was machst du mit dem Rest des Jahres?“ Für Monika Gröller war klar, wenn Gäste das ganze Jahr über kommen sollen, müssen Abwechslung serviert werden. Daher gibt es nun in einem Ort drei völlig verschiedene kulinarische Welten.
Apropos Welt: Wir wissen alle um die klimatischen Veränderungen in unserer Welt, Stichwort Hitzetage. Vor kurzem sind Freunde der Gröllers aus Hamburg an den Traunsee gezogen, und als sie nach dem Grund fragten, meinten diese: wegen des Klimas und wegen des Wassers. Tatsächlich bietet das Salzkammergut eine einzigartige Naturlandschaft mit unzähligen Seen, eine gewisse Abkühlung ist im Sommer dadurch hier immer garantiert. „Das wird ein großer Anziehungspunkt werden in der Zukunft“, ist sich Monika sicher.
Zukunft und Nachhaltigkeit stehen beim Gastgeberpaar Monika und Wolfgang auf mehreren Ebenen hoch im Kurs. Sie führen den Familienbetrieb in dritter Generation und haben das Unternehmen unter der Dachmarke „Gröller Hospitality“ zusammengeführt. Die beiden Töchter Marie und Josefine stehen schon in den Startlöchern.
„Wolfgang und ich sind seit 33 Jahren verheiratet“, erzählt Monika. „Wir haben uns in der Hotelfachschule kennengelernt. Ich komme so wie er aus einer Familie mit Gastgewerbe und weiß, was das heißt. Ich bin Kummer gewöhnt“, lacht sie. „Ich bin Optimistin, sonst hätte ich den Um- und Ausbau nicht gemacht. Wir wollen in die Zukunft schauen, auch für unsere Kinder. Es war eine Familienentscheidung, weil diese Investition, die wir jetzt gemacht haben, natürlich auch die Kinder noch betreffen wird. Wir glauben, dass man nur mit einem guten Produkt punkten kann, man muss sich abheben vom Rest.“
Das neue Hotel und auch die Beletage tragen in Sachen Interior Design Monikas exquisite Handschrift. Es gibt ganz viel Farbe, Belle Époque-Zitate und wahrscheinlich die erste, aber mit Sicherheit die schönste Unisex-Toilette am Traunsee. „Hier ist alles nach meinen Wünschen angefertigt worden“, sagt Monika, nicht ohne Stolz. „Für die Unisex-Toilette, die ich auch sehr schön finde, habe ich übrigens einen Codenamen im Haus: der Einser Raum.“ Na dann, ad multos annos!
*Kooperation | Mitglied auf der Piazza



CHRISTINA MORITZ & KATHARINA RECKENDORFER
Man lernt ja nie aus, auch wir nicht! Oder kanntest du den Begriff „Flowerfarming” schon? Eben! Flowerfarmer*innen sehen es als Aufgabe, dekorative Blumen regional, saisonal, nachhaltig und vor allem nah an den Abnehmer*innen anzubauen. Eine von diesen Flowerfarmerinnen in Österreich ist Katharina Reckendorfer. Wir haben sie durch die Künstlerin Andrea Kollar kennengelernt und mit ihr für den Filmdreh #Frauenbilder zusammengearbeitet. Das ganze Filmset duftete damals nach frischem Flieder! Das macht Kathis Blumen nämlich so besonders: sie kommen von ihren eigenen Feldern im Weinviertel und sind exakt so, wie man sich frische Blumen direkt von der Wiese gepflückt vorstellt. Egal, ob für Firmenevents, Hochzeiten oder die Vase daheim: Kathis Kreationen sind nie gekünstelt, sondern Natur pur. Kathi, die mit dem landwirtschaftlichen Betrieb ihrer Eltern aufgewachsen ist, hat ein Händchen für ganz besondere Arrangements, die mehr kreatives Blumendesign als handelsübliche Floristik sind. Man sieht und riecht den Unterschied!
„Kreativ zu sein ist eine ganz wichtige Ausdrucksform für mich”, erklärt Kathi. „Ich habe immer schon gern gezeichnet, gebastelt und fotografiert. Mithilfe der Blumen habe ich das Gefühl, pur und simpel, aber mit der ganzen Fülle der Natur meiner Kreativität nachgehen zu können.”
Für unser erstes myGiulia-Open House-Event im Herbst 2022 sollte sie uns wieder mit ihren soul flowers, wie sie ihre Arrangements nennt, bezaubern, und als sie aus Termingründen den Auftrag nicht annehmen konnte, hat sie uns umgehend an ihre Kollegin Christina Moritz verwiesen. Wir waren begeistert, dass diese zwei Frauen, die sich 2020 bei einem Treffen von österreichischen Flowerfarmerinnen kennengelernt haben, sich und ihre beiden Unternehmen gegenseitig unterstützen und sich nicht als Konkurrentinnen sehen.
Auch Christina, deren Schnittblumengärten am Stadtrand von Wien und im Burgenland angesiedelt sind, geht mit sehr viel Gefühl an ihre Arbeit. Sie möchte, dass ihre Kund*innen die schönsten Kreationen erhalten, die die Natur uns zu bieten hat - jede davon so einzigartig wie die Natur selbst. „Es steckt viel Herzblut in unseren Unternehmen, weil wir die Blumen vom Samenkorn bis zur Vase selbst produzieren”, sagt Christina stolz, die ihr Knowhow in der Steiermark erworben hat.
Die beiden Frauen, die inzwischen auch privat gute Freundinnen geworden sind, ergänzen einander perfekt. Durch die Zusammenarbeit verbreitert sich ihr Angebot und nebenbei streuen sie das unternehmerische Risiko. „Wir sind in einer Nische tätig”, wissen die beiden, „daher ist es immer wieder gut, bei der anderen auf ein offenes Ohr zu treffen oder einen Rat abzuholen. Und: egal, welche Blume man braucht - die andere hat sie gerade sicher am Feld!”
Kathi und Christina: zwei Frauen, die am gleichen Strang ziehen, wenn es um das Umdenken beim Anbau und bei der Gestaltung von Blumen geht. Und das letzte Wort hat immer Mutter Natur.
*Kooperation | Mitglied auf der Piazza