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Yes, we CAN: Wie Ibiza die Kunstwelt erobert

TEXT: MARGOT HEINRICI


Künstlerin Lena Marie Emrich in SAFA | Santa Agnès de Corona, Eivissa - Foto: Imke Lighthart
Künstlerin Lena Marie Emrich in SAFA | Santa Agnès de Corona, Eivissa - Foto: Imke Lighthart

Ibiza. Kaum eine andere Insel steht derart für ein pulsierendes Nachtleben mit klingenden Club-Namen wie Pacha, Ushuaïa und Amnesia, kontrastiert aber gleichzeitig mit ihren koketten Angeboten für Yoga-Retreats in beschaulichen Dörfern abseits des Partytrubels. Und mittendrin? Da macht Ibiza gerade das, was nur eine Ikone kann: sich neu erfinden als angehendes Kunst-Mekka, ohne die Seele zu verkaufen. 



Der Spirit kehrt zurück: Vom Hippie-Kult zur Vernissage


Während der Hippie-Zeit in den 1960er- und 70er-Jahren war Ibiza der Magnet für viele Künstler*innen, Musiker*innen und Reisende, die eine alternative Lebensweise suchten – ganz anders als der heutige Mainstream-Party-Tourismus. Mit einer Kunstmesse scheint die Insel diese beiden gegensätzlichen Pole aber gerade verbinden zu können, denn die CAN Ibiza sorgt diesen Sommer schon zum vierten Mal für Furore. Die Idee ist so einfach wie brillant: hochkarätige, avantgardistische Kunst trifft auf Ibiza-Vibes unter der mediterranen Sonne. Ein Kaleidoskop für Art-Aficionados und Lebenskünstler*innen gleichermaßen.


„Wer sich an Ibiza erinnern kann, war nicht dabei.“ Oder etwa doch?




Der upcoming Player auf der Weltkarte der Kunst


„Wir machen in diesem Jahr einen qualitativen Sprung: Der frische und mutige Geist bleibt erhalten, aber die Struktur ist gereifter, das Niveau der Galerien und Künstler hebt Ibiza auf die internationale Kunstlandkarte.” – Sergio Sancho, Gründungsdirektor


Mit weit mehr als 30 sowohl lokalen als auch internationalen Galerien und Design-Häusern aus Europa, Amerika und Asien mausert sich die Messe zu einem „House“ für ultra zeitgenössische Kunst auf internationaler Ebene – eben „CAN“, das Zuhause auf Ibizenkisch. Das Credo lautet „All eyes on NOW“, denn die Augen aller richten sich gezielt auf aufstrebende Künstler*innen, speziell aus der figurativen Malerei. CAN ist aber dennoch bestrebt, sein Programm vor allem auf avantgardistische Formen einzustellen und die neuen Sprachen zu betonen, die bislang entstanden sind und sich ständig weiterentwickeln.

Kurator Saša Bogojev, der von Anfang an mit dabei ist, führt auch höchstpersönlich in kleinen Gruppen über die Messe. Dabei gibt es auch Insider-Geschichten, die man sonst nirgendwo zu hören bekommen würde, aber das Boutique-Format macht es möglich: Hier wird nicht nur konsumiert, hier werden auch zwischenmenschliche Beziehungen geknüpft. Mal ehrlich, wo sonst hat man die Zeit für tiefgreifende Gespräche mit Galerist*innen, Künstler*innen und Sammler*innen, während im Hintergrund das Meer rauscht?


Der ibizenkische Lifestyle ist an allen Ecken und Enden zu spüren und durchflutet diese Messe, die ihre Tore entsprechend immer erst abends öffnet. Das hungrige Auge wird mit viel Neuem und bislang Ungesehenem auf hohem Niveau überrascht und verwöhnt. Es fällt nicht leicht, seine Favoriten unter den über 100 Künstler*innen ausfindig zu machen.



Maison Soleille Galerie Ibiza
Maison Soleille Galerie

Ich fange hier an: Die Future Gallery präsentiert die beeindruckende Installation der chinesischen Künstlerin Shuyi Cao. Mit biotechnologisch inspirierten Materialien und spekulativen Narrativen ist Cao auch international bereits sehr bekannt durch Ausstellungen auf der Art Basel 2024, im MoMA PS1 oder im Times Art Center in Berlin. Wer lieber Pop-Kultur bevorzugt, ist bei der 193 Gallery aus Paris gut aufgehoben, die Tapisserien aus recycelten Materialien von Delphine Dénéréaz ausstellt. 


Zu schrill? Die Enari Gallery setzt einen Kontrapunkt, schwelgt in dunkelgrauen Tönen mit Mixed-Media-Arbeiten von Emre Özakat zum Thema digitale Bilder. Aufsehen erregt auch Sun Contemporary aus Bali mit insularen Geistern. Die Nino Mier Gallery rückt Teresa Lanceta, Spaniens Preisträgerin für Textilkunst, ins Rampenlicht, deren Arbeiten eine konzeptuelle Brücke zur marokkanischen Kultur schlagen. 


Ein Gamechanger für die lokale Szene ist die Gathering Gallery aus London und Köln, die mit einem spektakulären „Painting not painting“-Konzept die Insel aufrührt, und das nicht nur auf der Messe, sondern auch in ihrem eigenen White Cube mit angeschlossenem Lokal auf Ibiza selbst. 


Ihre ganz eigene Note hinterlässt die Maison Soleille Galeria, deren Design schon auf der Messe ahnen lässt, was einen in ihrer extrem geschmackvoll gestalteten Location in Can Castello erwartet. Allein das ist schon einen Inseltrip wert…


„Ibiza inspires you to be who you really are.” Kunst auch – it’s a match!





Kunst-Hopping deluxe: Die ganze Insel wird zur Galerie


Wer sich nach mehr Eskapismus sehnt, der wird mit CAN local und CAN OFF gleich doppelt belohnt. Raus aus den Galerien, rein ins Vergnügen. 


Auf Ibiza hat sich so etwas wie ein kulturelles Ökosystem etabliert, welches einen quer über die Insel lockt. Sei es im Rahmen von CAN local mit Spencer Lewis in La Nave Salinas gleich neben den farblich frohlockenden Salinen, mit Edith Dekyndt in Can Garita, Dirk Jensma im Hotel Los Enamorados oder Jaume Roig im Espacio Micus. Weiter geht es in Ibiza Stadt mit Karimah Hassan in der Galerie In-Between oder Miquel Barceló im Museum MACE.


Wer sich speziell für balearische Künstler*innen interessiert, kann an ausgewählten Orten Künstler*innen aus der Region entdecken und das auch schon im Vorfeld der Messe, sozusagen zur Einstimmung.




Kulturkater? Nie und nimmer


Kreuz und quer über die Insel rufen einem die Kunststätten zu wie die Sirenen? Auch hier gibt es Abhilfe: Jederzeit lässt sich der Kopf freimachen, indem man die Füße in den Sand steckt, in die türkis glitzernden Fluten springt oder einen Sundowner im kühlen Pool genießt. Kunst und Leben verschmelzen auf dieser Insel zu einem einmaligen Erlebnis. Wenn so viele Künstler*innen um Aufmerksamkeit buhlen, dann gewinnen sie eindeutig hier auf Ibiza, weil hier genügend Zeit und Balance herrscht, um bei dieser liebevoll kuratierten, intimen Messe wirklich hinzusehen, zu fühlen und zu diskutieren.


„Ibizaholic – a person suffering from an incurable Ibiza addiction.” Und jetzt noch mehr.


Ibiza ist der lebende Beweis dafür, wie Kultur und Lifestyle vielfältig und verdammt gut gemacht unter einen Hut zu bringen sind, ohne dass eins von beiden dabei zu kurz kommt. Und das alles bei ganz smoothen Vibes! Wer hätte das gedacht, dass ausgerechnet die Partyinsel zeigt, wie Kunst lebendig wird?


„CAN ist noch jung, aber das ist unser Vorteil. Wir kreieren etwas mit Sorgfalt, nicht mit einer Formel. Ibiza gibt uns diese Freiheit.“ – Saša Bogojev


Ibiza eben. Sie kann es einfach, diese abwechslungsreiche, wilde Insel.





Unsere Autorin


Margot Heinrici | Maisondart
Foto: Christoph Liebentritt

Margot Heinrici hat jahrzehntelang Marken zum Leben erweckt – erst in Unternehmen und Agenturen, heute dort, wo Business auf Kunst trifft. Was als private Leidenschaft für die Kunstwelt begann, ist längst zu ihrer beruflichen DNA und ihrem Maison d'Art geworden: Sie navigiert voller Freude zwischen Branding-Strategie und künstlerischem Ausdruck und zeigt, dass sich Kommerz und Kreativität nicht nur vertragen, sondern erst richtig aufblühen, wenn sie Hand in Hand gehen. www.maisond.art

 
 

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