Iris Amalia Emberger: Das neue „Wertvoll” heißt „Echt“
- Christina
- 17. Juli
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 18. Juli

TEXT & INTERVIEW: CHRISTINE KLIMASCHKA

Wie positioniert man sich als junge Fotografin in einer Zeit, in der Künstliche Intelligenz auch in diesem kreativen Berufszweig auf dem scheinbar unaufhaltsamen Vormarsch zu sein scheint? Durch menschliches Gesehenwerden, durch Verbindung, die im echten Leben entsteht, durch Kreativität als Haltung, als Blick auf die Welt. Diesen Standpunkt vertritt Iris Amalia Emberger. Die junge Fotografin und Podcasterin setzt auf Menschlichkeit und Tiefe.
Wir haben mit ihr über ihren Weg gesprochen – über Sichtbarkeit in einer Zeit, in der das Erregen von Aufmerksamkeit die neue universelle digitale Währung ist, über die Herausforderungen als junge Selbstständige in der Kreativbranche und über die Wichtigkeit, sich eine eigene Community zu schaffen, in der man sich wirklich gesehen fühlt.
Deiner Arbeit als Fotografin unterliegt ein klarer Anspruch: Es geht dir um authentische Sichtbarkeit. Wann ist dieser Anspruch für dich und deine Kund*innen erreicht?
Für mich ist authentische Sichtbarkeit dann erreicht, wenn sich jemand auf einem Bild nicht nur erkennt, sondern gesehen fühlt. Ich arbeite fotografisch, aber auch strategisch: Wir schauen gemeinsam auf Werte, Haltung, Persönlichkeit. Was macht meine Kund*innen als Personal Brand aus – aber auch als Mensch? All das fließt dann in das Shooting ein, denn ich halte meine Kund*innen in all ihren Facetten fest und nicht nur in der Rolle, die sie erfüllen.
Kreativität hat seit deiner Kindheit dein Leben bestimmt. Was bedeutet Kreativität für dich? Du hast ja auch einen Podcast, der „creatives who talk” heißt. Was sind dort deine Themen?
Kreativität ist für mich kein Talent oder eine Fähigkeit – sie ist mein Zugang zur Welt.Sie war schon da, bevor ich wusste, dass man das Kreativität nennt.Ob als Kind mit meiner „crafty box“, beim Fotografieren, im Gestalten, im Denken: Ich sehe in allem Möglichkeiten, Geschichten, die erzählt werden können und Ideen. In meinem Podcast „creatives who talk” geht’s genau darum: um kreative Perspektiven und ehrliche Gespräche. Ich spreche mit Kreativköpfen über ihren Weg in die Branche, Challenges und teile außerdem Learnings rund um die Selbstständigkeit in der Kreativbranche. Zusammengefasst geht es darum, wie Kreativität heute gelebt wird – zwischen Berufung und Business (und manchmal auch Überforderung).
Du bist 21 Jahre alt und hast mit 19 etwas gemacht, was sich viele ihr ganzes Leben lang nicht trauen: Du hast dich selbstständig gemacht und dein eigenes Business gestartet. Was sind deine Erfahrungen und was waren die größten Meilensteine und auch die größten Hindernisse? Was rätst du allen, die auch ihr eigenes Business starten möchten?
Als ich mit 18 mein Gewerbe angemeldet habe, dachten viele: „Das ist doch nur ein Hobby, damit kann man kein Geld verdienen.“Und ja, es war ein Hobby, aber ich habe verstanden, dass das Potential da war, damit Geld zu verdienen. Und: Ich wusste, dass ich nicht warten will, bis ich „bereit“ bin. Mein größter Meilenstein war im Nachhinein auf jeden Fall, diese Entscheidung zu treffen und dranzubleiben, egal was andere über meine Kreativität oder mich im Allgemeinen gedacht haben.
Ein Hindernis war sicher, nicht ernst genommen zu werden. Ich musste oft beweisen, dass ich nicht nur „ein bisschen fotografiere“, sondern Expertin auf diesem Gebiet bin, obwohl ich so jung war und immer noch bin.
Mein Tipp für alle, die auch ihr eigenes Business starten wollen: Sucht euch Menschen, die an euch glauben – besonders dann, wenn ihr am Anfang seid. Und: Wenn ihr diese Menschen noch nicht um euch habt, könnt ihr euch euer eigenes Netzwerk suchen und aufbauen, das habe ich mit „creatives who“, meiner Community für junge kreative Köpfe, auch so gemacht.

In einer Zeit, in der KI auch die Kreativbranche massiv beeinflussen wird, wie ist dein Zugang? Warum geben wir als Menschheit das, was uns auszeichnet, um den Preis der Perfektion und des Profits an Hochleistungsrechner ab?
Mich beschäftigt das auf jeden Fall. Ich glaube, wir sind gerade an einem Punkt, an dem wir wieder merken: Es braucht mehr Menschlichkeit – nicht weniger, auch im Hinblick auf alles, was sonst auf der Welt aktuell passiert. Gerade weil so vieles automatisierbar ist, wird das, was echt ist, umso wertvoller. Trotz aller Digitalisierung sind wir gerade im Kern in einem Zeitalter der Menschlichkeit.
Und genau deshalb ist für mich klar, dass KI Kreativität unterstützen, aber nicht ersetzen kann. Sie kann Aufgaben übernehmen, die mit Technik oder Struktur zu tun haben. Aber: Menschen wollen gesehen werden – und das auch fühlen. Künstliche Intelligenz kann nicht das Gefühl bzw. die Emotion erschaffen, die entsteht, wenn sich jemand wirklich zeigt. Ein Personal Brand Shoot, das wirkt, entsteht nicht durch Technik, sondern durch Verbindung, Vertrauen, Atmosphäre. Und das bleibt menschlich. Ich sehe KI als Werkzeug – nicht als Ersatz.
Fotos: Iris Amalia Emberger
Nicole Adler hat mir in einem Interview gesagt: „Build the community you want to live in.” Du stehst jetzt am Beginn deiner Karriere und auch deines Lebens als junge Frau. Kannst du Nicoles Zugang nachvollziehen?
Ja, zu 100 Prozent. Ich habe meine eigene Community gegründet, weil ich mich als junger Kreativkopf in der Selbstständigkeit oft verloren gefühlt habe. In klassischen Netzwerken hatte ich das Gefühl, nicht reinzupassen. Als wäre ich zu jung, zu kreativ, ein bisschen wie ein Alien in der klassischen Corporate-Selbstständigkeitsbubble. Und dann dachte ich: Vielleicht bin ich nicht falsch. Vielleicht fehlt einfach der Raum, in dem ich mich gesehen fühle. Also habe ich ihn selbst geschaffen und dadurch erst wirklich gelernt, dass ich nicht alles alleine schaffen muss. Gerade in einer Branche, in der viele solo arbeiten, ist es so wertvoll, sich mit anderen Kreativköpfen auszutauschen, die ähnlich fühlen, und sich inspirieren zu lassen.
Infos zu Amalia findest du auf www.iris-amalia.com und @irisamaliaphotography und @creativeswho
*Kooperation | Mitglied auf der Piazza










