Interview von Susanne Leitner-Schirl
Dramatische Bilder von Meeresschildkröten, die von Plastikschnüren erdrosselt werden, oder Fischmägen voller Plastiktüten haben sich bereits durch die Medien in unseren Köpfen verankert. Wir zerstören unsere Ozeane und deren Lebewesen und vergessen dabei, dass wir so nicht nur ihren, sondern auch unseren Lebensraum gefährden. Zum World Earth Day sprachen wir mit dem Fotografen Andreas Franke über sein aktuelles Kunstprojekt "Plastic Ocean".
Wer kennt sie nicht, die matten abgeschliffenen Glasscherben, die oft durch den Sand glitzern, die wir in unserer Kindheit so gerne gesammelt haben. Leider sind diese liebgewonnenen Urlaubserinnerungen heute eine Veranschaulichung dafür, wieviel Müll täglich in den Meeren landet. Drei Viertel des Mülls im Meer besteht aus Plastik, konkret gelangen laut UNEP jedes Jahr zehn Millionen Tonnen Plastik in die Meere. Und wie Glas von den Gezeiten langsam zerkleinert wird, so wird eine Plastikflasche bis zu ihrer völligen Zersetzung in unzählige wasserunlösliche Plastikpartikel verwandelt.
Wenn wir also heute barfuß einen Strand entlang laufen, haben wir neben den Sandkörnern meist auch viele feine Mikroplastikpartikel unter den Füßen. Im Meer sind gerade diese kleinen Partikel ein großes Problem, da sie von den Meerestieren mit Nahrung, zum Beispiel Plankton verwechselt werden. Mikroplastikpartikel gelangen problemlos in die Körper von Meerestieren und können durch deren Verzehr auch in den menschlichen Organismus aufgenommen werden.
Das aktuelle Kunstprojekt des Fotografen Andreas Franke "Plastic Ocean" widmet sich der globalen Problematik der Verschmutzung unserer Ozeane. In seiner Fotoserie versucht Franke die Aufmerksamkeit auf diese Thematik zu lenken, ohne dabei seinen ästhetischen Zugang zu verlieren.
Was hat dich dazu bewegt das Projekt TOXIC FASHION & PLASTIC OCEAN zu realisieren?
Meine Beweggründe mich mit Umweltthemen auseinanderzusetzen liegen auf der Hand und sind schnell erzählt! Als Taucher und Fotograf wird einem die Umweltproblematik der Meere noch viel intensiver bewusst! Nicht nur, dass wir Raubbau mit unseren Meeren betreiben, sie als Müllhalde nutzen, sie durch unseren CO2 Ausstoß zum Erwärmen bringen und dadurch unter anderem die schönsten Riffe und Spezies zerstören, leiten wir auch unsere ungeklärten Abwässer/Toxic Fashion in die Meere. Dem noch nicht genug kommt auch noch dazu, dass wir sie und allen dazugehörigen Lebewesen auf unbestimmte Zeit und so wie es aussieht irreversibel mit Mikroplastik vor eine unlösbare Aufgabe stellen. Da liegt der Versuch nahe, diese Problematik bildlich zu verarbeiten. Ausserdem habe ich die Hoffnung, dass meine künstlerische Auseinandersetzung mit diesen Themen einen - wenn auch kleinen - positiven Beitrag leisten können, uns eines besseren Umgangs mit unseren Meeren zu besinnen.
Was macht diese Projekte so besonders?
Beide Projekte stellen den Menschen in den Mittelpunkt, der zum Einem der Alleinverantwortliche für die Situation ist, in der wir uns befinden, und zum Anderen auch das Opfer. Wir werden täglich von einer Bilderflut überschwemmt, das hat dazu geführt, dass wir nicht mehr jedes Bild an uns heranlassen. Bilder mit einen negativen Inhalt werden vorzugsweise erst gar nicht richtig wahrgenommen. Wer will sich schon einen gestrandeten Wal mit zerborstenem Körper genauer ansehen, dem Unmengen an Plastik aus dem Magen geborgen werden. Da lag die Überlegung nahe, optisch ästhetische Bilder zu gestalten, die den Betrachter erst beim genaueren Hinsehen die eigentliche Botschaft preisgeben. Die Wahl des Ortes, an dem ich meine Bilder präsentiere, ist für mich ein essenzieller Bestandteil meiner Arbeit! Um die Aussage meiner Bilder noch zu verstärken habe ich einen aussergewöhnlichen Ort gewählt, und zwar genau dort, wo unser Plastikmüll die größten Probleme bereitet, im Meer. In 30 Meter Tiefe, 8 Seemeilen von Key West Florida entfernt, dem zweitgrößten künstlichen Riff der Welt, am Schiffswrack der USNS Vandenberg. Das Schiffswrack diente als Galerie für meine Kunstinstallation „ Plastic Ocean“, welche 24 Bilder umfasst ( 105 x 140 cm ). Für 3 Monate war die Ausstellung Tauchern zugänglich, die diese auch zahlreich besuchten, an die 10 000 Besucher wurden gezählt.
Welche Vision steckt dahinter?
Einen kleinen Beitrag zu leisten der zu einem Umdenken im leichtfertigen Umgang mit Plastik führen soll. Da dieses Problem ein Globales ist, eignen sich Bilder um so mehr, da sie keine Grenzen kennen und keine Sprachbarrieren.
Was bedeutet Nachhaltigkeit für dich?
Sein Leben nachhaltig zu gestallten ist wohl die einzige Möglichkeit die Hoffnung auf einen positiven Fortbestand unserer Spezies nicht zu verlieren. Doch ob die Menschheit je in der Lage sein wird nachhaltig zu wirtschaften wird sich weisen. Zum Glück ist es bereits soweit, dass auch die jüngere Generation für Umweltschutz und Nachhaltigkeit einsteht und es Bewegungen wie zum Beispiel Friday for Future oder Plant for the Planet gibt, die für eine bessere, umweltbewusstere Zukunft aufsteht.
Im Gespräch mit...
Mit dem Hintergrund jahrelanger Erfahrung in der Werbefotografie widmet sich Andreas Franke seit mehr als 10 Jahren der künstlerischen Darstellung aufwendiger Fotomontagen, in denen Unterwasserlandschaften, Korallenriffe und alte Schiffswracks zur Bühne für historisch anmutende Szenerien werden. Das Kernelement, das sich in Frankes vielseitigen Kunstprojekten immer wieder findet, ist das Meer in all seinen Facetten.
Die fertigen Kompositionen werden von Tauchern am Rumpf eines Schiffswracks befestigt. Durch den Einfluss des Meeres werden sie im Zeitraum von drei Monaten mit einer natürlichen Patina aus Algen und Mikroorganismen veredelt. Diese außergewöhnliche Methode lässt jedes Bild zu einem Unikat werden. Informationen findest Du unter: www.plasticocean.gallery oder auf Instagram @staudinger_franke und @galerie_andreasfranke
Unsere Gastautorin
Susanne Leitner-Schirl ist Marketingmanagerin und Co-Gründerin von @green.force.community. Die Mission hinter der green.force.community ist, dass es ganz oft schon die kleinsten Dinge sind, die unsere Umwelt ein klein wenig entlasten können. Daher möchten Susanne und ihre Partnerin Persönlichkeiten, Unternehmer und Produkte vor den Vorhang holen und über Instagram und auf dem Blog www.greenforce.at vorstellen. Ihr Ziel ist es ein Umdenken und schrittweise eine neue Lebenseinstellung im Hinblick auf Nachhaltigkeit zu bewirken.
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