Ob eine gesteigerte Immunabwehr, bessere Atmung oder Stressabbau: Dem Wald werden immer mehr Vorteile für unsere Gesundheit zugeschrieben. Wir haben uns gefragt, warum der Wald uns so gut tut und wollten wissen, wie die Medizin die heilende Wirkung des Waldes begründet.

Waldbaden - nur ein Trend?
Der Begriff Waldbaden kommt ursprünglich aus Japan und ist dort unter dem Namen "Shinrin Yoku" bereits seit Jahrzehnten als klassische Heilmethode anerkannt. Shirin-Yoku umschreibt “das Bad der Atmosphäre des Waldes”. Sie basiert auf den besonderen klimatischen Faktoren der Wälder und deren Austausch mit der Umgebung. Wir nehmen die Waldatmosphäre, zu der auch die Struktur des Waldes und seine Ästhetik gehören, mit all unseren Sinnen wahr und verarbeiten sie. All diese Elemente der Waldatmosphäre haben konkrete gesundheitsfördernde oder gar therapeutische Wirkungen.
Auch medizinische Einrichtungen setzen immer stärker auf die heilenden Kräfte des Waldes: So hat in Heringsdorf an der Ostsee vor zwei Jahren sogar der europaweit erste therapeutische Heilwald eröffnet.
Was bewirkt Waldtherapie?
Im Interview erzählt Dr. med. Christine Müller, medizinische Leiterin des Bayrischen Gesundheitshotels "Das Kranzbach", was Waldtherapie bedeutet.
"Die Hauptwirkung wird vor allem über den Atemtrakt erzielt. Die bioaktiven Substanzen, darunter auch sogenannte Terpene, die der Wald auf verschiedenen Kanälen ausströmt (über Nadeln auch über den Boden und Bodenorganismen, Rinden, Harze) nehmen wir primär über die Lunge auf. Diese Stoffe lösen verschiedene physiologische Funktionen aus, die uns gut tun. Weiters verlangsamt während der Zeit im Wald nachweislich der Blutdruck und das Level der Stresshormone im Blut sinkt."
"Was mich als Medizinerin total baff gemacht hat, dass durch die Waldluft positive Wirkungen auf das Immunsystem stattfinden, die man im Blutbild nachvollziehen kann. Es werden nämlich die weissen Blutkörperchen, die Killerzellen gesteigert. Sie sind zählbar und deren Aktivität ist auch messbar."
Killerzellen funktionieren wie eine Art Polizeiabwehr und wenn diese gestärkt wird, dann haben wir größere Chancen alles, was nicht hineingehört (bis hin zu Tumorzellen) über diese Killerzellen abzuwehren. Die Medizinerin verweist dabei auf die Forschung des Österreichischen Biologen Clemens G. Arvay, der in seinem Buch „Der Biophilia-Effekt. Heilung aus dem Wald“schreibt: „Bereits ein einziger Tag in einem Waldgebiet steigert die Zahl unserer natürlichen Killerzellen im Blut um fast 40 Prozent“, Diese erhöhte Aktivität halte – je nachdem, wie lange wir im Wald sind – sieben bis 30 Tage an.
"Das, was der Mensch immer intuitiv gespürt hat, dass ihm der Wald gut tut, beruht heute auf wissenschaftlich fundierten Grundlagen. Das hat nichts mehr mit Esoterik und Glauben zu tun."
Wie soll man den Wald erleben?
Auf unsere Frage was man denn im Wald tun sollte um die besten Effekte zu erzielen antwortet Dr. Müller: "Gar nichts tun und absichtslos zu sein, die Baumkronen anzusehen und die gute Luft zu atmen, ist sicher die Urform. Die Japaner legen ihre Patienten sogar auf den Waldboden. Natürlich kann man auch Kombinationen finden. Joggen im Wald oder Yoga zum Beispiel. Wenn man allerdings nur den Wald funktionalisiert, dann hat man ihn oft auch nicht verstanden. Den Wald nur als Kulisse zu nehmen, da ist die Frage wieviel bleibt von dem Effekt. Was ich mit Gästen gerne mache sind Atemübungen, meditative Übungen im Wald verbunden mit bewusster Aufnahme der Atmosphäre des Waldes."
"Das Waldbaden ist nicht nur ein pharmakologisches Terbene inhalieren, sondern es ist das Gesamte, das Komplexe."
Mittlerweile interessieren sich nicht primär nur Mediziner, sondern auch Psychologen, Psychiater, und auch Erzieher für die heilende Wirkung des Waldes. Es geht dabei also nicht nur ums körperliche Wohlfühlen, sondern auch der psychologische Aspekt rückt deutlich in den Mittelpunkt.
"Für Meditation oder Atemübungen, muss man immer eine Technik lernen, im Wald muss man gar nichts lernen, da muss man nur hingehen und offen sein."
Abenteuer im Wald
Wir fragen uns warum man im Wald abenteuerlustiger ist und Kinder sich dort ganz natürlich wohlfühlen, es ihnen dort nie langweilig ist. Besteht ein Urgefühl in uns Menschen, das uns veranlasst im Wald abenteuerlustig zu sein, mutig zu sein? "Letztendlich stammen wir von affenähnlichen Lebewesen ab und die haben in Bäumen und den Savannen gelebt, das ist in unserem genetischen Gut mit Sicherheit gespeichert. Der Wald war ein Sinnbild für versorgt sein und Schutz finden. Unser Urbild stärkt uns, es bringt uns auf den Boden und zu unseren Wurzeln zurück.” weiß Dr. Müller.
“Wenn man spürt, dass der Wald einem gut tut, dann wird man ihn automatisch in seinem Leben mehr und mehr einbauen.”
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Unsere Expertin

Frau Dr. med. Christine Müller – geboren in Frankfurt – hat ihr Abschlussdiplom als Ärztin für Allgemeinmedizin in Innsbruck erworben und an der psychiatrischen Klinik in Hall in Tirol und an der Innsbrucker Universitätsklinik praktiziert. Von 2005 bis 2009 setzte sie ihre Karriere als praktische Ärztin im renommierten Gesundheitszentrum „Lanserhof“ in Tirol fort. Seit 2010 ist sie ärztliche Leiterin im »DAS KRANZBACH« und führt ihre Abteilung nach einem ganzheitlich präventiv-medizinischen Ansatz.
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